Titulus Sog. Koloss von Barletta
Bronzestatue eines spätrömischen Kaisers, späteres 5. Jh. n. Chr. (?), aufgestellt an der Hauptstraße der apulischen Hafenstadt Barletta; möglicherweise aus einem Schiffswrack geborgen.
An der Hauptstraße der apulischen Hafenstadt Barletta steht seit dem ausgehenden 15. Jh. vor der Kirche Santo Sepolcro die weit überlebensgroße Bronzestatue eines spätrömischen Herrschers. Mittelalterliche Quellen überliefern, dass sie sich (spätestens) seit dem frühen 14. Jh. in Barletta befand. Vielleicht wurde sie aus einem Schiffswrack geborgen, welches Beutegut aus dem 1204 während des Vierten Kreuzzuges geplünderten Konstantinopel nach Italien bringen sollte. Die oströmische Hauptstadt Konstantinopel wäre somit der ursprüngliche Aufstellungsort des Standbildes gewesen.
Die Statue ist im 15. Jh. stark restauriert worden; dabei wurden etwa die Beine und Arme (mit den Attributen; das Kreuz ist nicht original) ergänzt. Dargestellt ist ein Mann, welcher über zwei Tuniken mit einem Panzer und darüber wiederum mit einem Mantel bekleidet ist. Auf dem Kopf trägt er ein gut erkennbares Perlendiadem, welches ihn als regierenden Kaiser (Augustus) ausweist – denn seit Konstantin wurden die Herrscher mit dieser Insignie repräsentiert. Umstritten ist jedoch, welchem Kaiser die Statue galt. Vielfach hat man eine Identifikation mit dem byzantinischen Herrscher Heraclius (reg. 610–641) angenommen; aus stilistischen Gründen ist jedoch eine Datierung in das spätere 5. Jh. wahrscheinlicher. Möglicherweise handelte es sich daher um ein Standbild des Kaisers Kaiser Leo I. (reg. 457–474).
Text: Prof. Dr. Christian Witschel.
