Titulus Ruinen von Salona

Salona, spätantike Märtyrer- und Bestattungskirche ‚Manastirine‘. Komplex mit Grabbezirk aus dem 4. Jh. n. Chr. und dreischiffiger Basilika aus dem mittleren 5. Jh. v. Chr.

Im Umkreis von Salona, der Hauptstadt der Provinz Dalmatia, und insbesondere in deren nördlichem suburbium hat man in der Spätantike mehrere große Kirchen errichtet, in denen lokale Märtyrer verehrt wurden. Besonders bedeutsam war dabei der Bezirk ‚Manastirine‘: Hier befand sich das Grab des Bischofs Domnius, der unter Kaiser Diokletian das Martyrium erlitten haben soll, und offenbar auch die (vermeintlichen) Bestattungsorte von weiteren Märtyrern. Diese Gräber wurden im Laufe des 4. Jhs. monumental ausgestaltet, etwa durch die Anbringung von marmornen Grabtischen (mensae) mit Inschriften auf der Oberseite (so CIL III 9575 = 12870b = Salona IV 1, 71: [Hic(?)] / [d(e)p(osi)]t(us) Domn[io ep(isocpus)] / [mar]t(yr) IIII Id(us) [April(es)]). Gleichzeitig erfolgten im Umfeld weitere Bestattungen, und zwar sowohl von Bischöfen der Stadt (so CIL III 14897 = Salona IV 2, 462: Depositus Primus epi/scopus XII Kal(endas) Febr(uarias) ne/pos Domnion<i>s mart<y>r<i>s) als auch von Eliteangehörigen, welche hierfür prächtig ausgestaltete Mausoleen mit Apsiden errichten ließen.

Schließlich wurde der gesamte Komplex im mittleren 5. Jh. mit einer dreischiffigen Basilika überbaut. Über dem Haupteingang dieser Kirche war ein großer Epistylblock angebracht; auf diesem war zwischen drei großen Kreuzen eine Inschrift angebracht, welche sich direkt an die Besucher des Baues wandte: Deus noster propitius es[to] / rei publicae Romanae (CIL III 9626 = Salona IV 1, 21).

 

Text: Prof. Dr. Christian Witschel