Titulus Hauptsockel einer Jupitersäule vom Heiligenberg bei Heidelberg
CIL XIII 6395. Hauptsockel (‚Dreigötterstein‘) einer Jupitersäule vom Heiligenberg bei Heidelberg (Vorderseite), 90 x 56 x 45 cm, Sandstein, um 230 n. Chr. Fundort: St. Michael, Heiligenberg, als Weihwasserbecken (1533); Aufbewahrung: Mannheim, Reiss-Engelhorn-Museen.
Zu sehen ist die Vorderseite des Hauptsockels einer Jupitersäule, der erstmals 1533 in Sekundärverwendung als Weihwasserbecken im Michaelskloster auf dem Heiligenberg beschrieben wurde. Ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen hält in seinem Schnabel den mit Gemme (oben) und Taenien (unten) verzierten Eichenlaubkranz, in welchem sich die Inschrift befindet: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Iul(ius) Secûn/dus et Iuliu[s] / Ianûar̂ius / fratres / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) l(aeti) m(erito). Adler wie Eichenlaub verweisen symbolisch auf den obersten Staatsgott Jupiter, dem dieses Monument geweiht war. Die Namen der Stifter – wie häufig bei dieser Monumentform ein Bruderpaar – wurden dem Betrachter so besonders herausgehoben präsentiert. Eine Parallele hat diese Darstellung auf einer Jupitersäule aus Hausen a.d. Zaber (HD036552). Oben ist der Sockel für die Sekundärverwendung als Weihwasserbecken kreisrund eingetieft. Auf den Reliefs der drei anderen Seiten waren Fortuna, Vulcanus und Victoria dargestellt. Zu dem vollständigen Monument gehörten noch Basis- und Gesimsplatte, eine Schuppensäule, sowie eine bekrönende Jupiterdarstellung, wie etwa bei der Jupitersäule aus Heidelberg-Neuenheim. Solche Jupitersäulen waren eine im gallisch-germanischen Raum weit verbreitete Monumentform mit einer synkretistischen Darstellungsform Jupiters, die im mediterranen Raum keine Vorbilder oder Parallelen hat. Neben religiösen Motiven dienten solche Monumente auch der Repräsentation der Stifter. Aufgestellt war es ursprünglich im Kultbezirk auf dem Heiligenberg. Weiterführende Literatur:EDCS-11000409; HD036454; P. Noelke, Weihedenkmäler – Jupitersäulen aus der Germania superior, in: J. Lipps u. a. (Hrsg.), Die römischen Steindenkmäler in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 91 (Ubstadt-Weiher 2021) 411–415, Nr. 67.
Text: Dr. Jonas Osnabrügge
